Während die grundlegende Versorgung mit städtischen Leistungen wie Bildung, Umwelt, Gesundheit, öffentlichem Verkehr und Kultur für alle Bürger Berlins durch den aktuellen Sparzwang gefährdet ist, soll dennoch inmitten dieser Krise ein neues Stadion gebaut werden, dessen explodierende Kosten den Haushalt noch weiter belasten werden und dessen Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten steht.
Kunst und Kultur sind ein positiver Wirtschaftsfaktor für Berlin und gehören zu den wesentlichen Standortvorteilen und Nettoertragsbringern für den Haushalt. Auch der Tourismus, eine weitere wichtige Einkommensquelle Berlins, wird maßgeblich vom kulturellen Leben in der Hauptstadt angekurbelt. Das Umfeld von Kunst und Kultur floriert: Zulieferer, Handwerk, Materialien, Vermittlung und andere Dienstleistungen bringen Wertschöpfung, Arbeit und Steuereinnahmen.
Die Lebensqualität und Attraktivität von Berlin hängt auch an den letzten Freiräumen und intakten öffentlichen Plätzen: Die Sportwiese im Jahnsportpark ist ein solcher Ort, in dem Gemeinschaft und Miteinander unterschiedlichster Nutzergruppen des selbstorganisierten Freizeitsports seit Jahrzehnten prächtig gedeihen. Das nimmt Druck aus dem sozialen Umfeld und macht den Kiez freundlich, gesund und lebendig.
Im Vergleich dazu ist der Fußball für Berlin deutlich weniger bedeutend. Berlin war nie eine Fußballstadt und wird auch nicht durch viele Steuer-Millionen zu einer werden.
Vom Neubau des Stadions – angeblich unter der Prämisse der „Inklusion“ – profitiert nur der Spitzensport und seine Lobbyisten. Das Stadion schafft Funktionärslounges, Presselounges, High-Tech-Fernsehübertragungsräume und Kamerakrantauglichkeit: Alles rein kommerziell relevante Neuerungen auf Kosten der Steuerzahler, die letztlich nur der Kommerzialisierung des Fußballs und großen Events zugute kommen.
Es ist nicht mehr tragbar, dass kommerzielle Konzerne, getarnt als Verbände oder Vereine, sich weiterhin im großen Stil aus der Landeskasse bedienen, während es in Berlins Schulen hineinregnet, die S-Bahnen täglich stecken bleiben und jetzt sogar bei lebenswichtigen Einrichtungen wie Polizei und Feuerwehr gespart werden soll – von der Klimaanpassung mal ganz zu schweigen.
Jetzt ist Schluss mit der Prasserei – wenn Berlin sparen muss, dann sozialverträglich und fair.
Schieben wir den Lobbyisten einen Riegel vor – die Zeiten der hemmungslosen Selbstbedienung sind vorbei.